Rezensionen

Rezensionen und Statements
von renommierten Liedforschern und Musikerkollegen

 

Frankfurter Allgemeine Zeitung“)

Wo man singt, da lass dich bloß nicht nieder
Deutsche Kriegslieder aus drei Jahrhunderten künden vom Zwiespalt der Soldaten

Im Krieg und in der Liebe sei alles erlaubt, sagt man. Das wird dann daran liegen, dass man in beiden Fällen mit Ausnahmezuständen konfrontiert wird, hochstimmenden und schmerzlichen, zuweilen furchtbaren. Kein Wunder, dass Betroffene durch solche Erlebnisse oft zu öffentlichen Reflexionen gedrängt werden. Sie verarbeiten ihre Eindrücke zu Liedern, und tatsächlich wurde seit Homers Zeiten neben der Liebe kaum etwas so häufig besungen wie Heldentum und Kriegselend. Das Feld dazwischen haben Uli Otto und Eginhard König abgesammelt und präsentieren in einem gut neunhundert Seiten dicken Band ihre Ernte: 455 Lieder, in denen sich deutsches Militärwesen und seine Kriege widerspiegeln. Zudem haben die beiden Autoren, die sich seit fünfundzwanzig Jahren mit politischen und historischen Liedern beschäftigen, sechsunddreißig Titel aus der Sammlung mit Freunden auf einer Doppel-CD eingespielt und dem Band beigefügt.

Die Lieder-Sammlung beginnt mit dem Zeitalter der Kabinettskriege um 1740 und endet unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg. Die Ursprungsorte der Lieder reichen von Kiautschou in China, wo deutsche Soldaten dem berüchtigten Aufruf Wilhelms II. gemäß wie Hunnen auftreten sollten, bis zu dem Städtchen Neu-Ulm in Minnesota, das sich 1863 blutiger Angriffe der Santee-Indianer unter Häuptling Little Crow erwehren musste.

Alle kommen sie zu Wort: Die begeisterten Parteigänger, die anonymen Ankläger, die dröhnenden Patrioten, die zornigen Rebellen und die geißelnden Spötter. Zuweilen finden sich distanzierende Skepsis und schrankenloser Enthusiasmus in ein und derselben Person. August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, der Anfang 1870 in „Heldentaten“ das Militärwesen recht ironisch kommentiert, lässt sich noch im selben Jahr so von der Welle nationaler Kriegsbegeisterung mitreißen, dass er nach eigenem Bekunden „für fast alles andere nicht mehr vorhanden war“, und schreibt das martialische „Wir sind da“.

Den Vogel aber schießt Theodor Körner ab, dessen Teilnahme an der von ihm selbst besungenen „wilden verwegenen Jagd“ des Freikorps Lützow 1813 tödlich endete. Seine Lieder entwickeln einen fast hysterischen Oberton, wenn er blutrünstig zu gnadenloser Rache an den Franzosen aufruft oder sich in seinem Schwertlied zu der Formulierung hinreißen lässt: „Drum drückt den liebesheißen / Bräutlichen Mund von Eisen / An eure Lippen fest“. Ernst Moritz Arndt wollte gar Hass als Religion installieren – einer der Gründe, weshalb Heinrich Heine den deutschen Patriotismus schlicht als idealisiertes Flegeltum abtat.

Lieder, die sich kritisch oder anklagend mit dem Militär auseinander setzen, haben selten prominente Verfasser. Oft spontan, auf bereits populäre Melodien getextet, entstanden sie vielfach im Schutz der Anonymität. Nicht ohne Grund, denn schon das Lied „Ich bin Soldat, doch bin ich es nicht gerne“ trug seinem aufmüpfigen Sänger 1896 ein Jahr Festungshaft ein.

Uli Otto und Eginhard König haben ihr gesammeltes Liedgut in ein aufwendig recherchiertes Geflecht von Quellen, Sacherklärungen, historischen und sozialen Bezügen eingebettet, weil es ihnen um mehr geht als um das bloße Aufspüren und Veröffentlichen. Sie betrachten ihr Material als historische Quellen für eine Militärgeschichte, die sie in erster Linie als Sozial- und Kulturgeschichte verstehen. Das ist, zumindest in dieser Konsequenz, neu. Militär und Kriege haben immer Lebensbedingungen und Mentalität der Betroffenen geprägt, oft weit über den Rahmen der eigentlichen Organisation und ihres kriegerischen Einsatzes hinaus. Erinnert sei nur an Fälle, in denen die Armee zur Sozialdisziplinierung der Bevölkerung eingesetzt wurde, wie etwa bei der sogenannten Fuchsmühler Holzschlacht von 1894. Bayerische Infanterie ging brutal gegen arme Oberpfälzer Dörfler vor, die sich ihr althergebrachtes Recht auf Holzeinschlag im gutsherrlichen Wald nicht entziehen lassen wollten. Der blutige Vorgang wurde in zahlreichen bissigen Liedern besungen, bis in die sechziger Jahre unseres Jahrhunderts hinein.

Nirgends wird deutlicher, dass sich in den gesungenen Kommentaren ein Stück erlebte Geschichte manifestiert. Otto und König geht es um Geschichte von unten, oder genauer: von links unten. Daraus machen die beiden Autoren, die ihre Arbeit in der Phase der hitzigen Debatte um Nachrüstung und öffentliche Gelöbnisse Anfang der achtziger Jahre begannen, nie einen Hehl. Der geschundene kleine Soldat ist es, der ihnen nahe steht, nicht der geniale Stratege. So kommt auch ihr Fazit nicht überraschend, man könne eigentlich auf keine Epoche des deutschen Militärwesens richtig stolz sein.

Dass ihre Sicht dennoch nicht einseitig wirkt, liegt nicht nur an der großen Liedauswahl, sondern auch an der ungeheuren Fülle der angeführten historischen Hintergrund-Quellen. Mehr Sammler als Historiker, haben die Autoren eine straffende Überarbeitung weitgehend vermieden, und so bietet sich dem Interessierten eine Fülle verblüffend minuziöser Einzelbeschreibungen, nicht selten werden gegensätzliche Kommentare zum gleichen Gegenstand angeführt. Was auf den ersten Blick irritieren mag, entpuppt sich schnell als farbige Vielfalt von Blickwinkeln, die den Leser zu engagierter Teilnahme auffordern; und etwas anderes wollten die Lieder ja auch nicht.

Dass der Rausch der Heldentaten nur zu oft einen faden Nachgeschmack hinterlässt, illustriert eine typisch preußísche Geschichte von Militär und Musik: Als die mittellose Witwe des Pioniers Klinke, dessen Opfertod vor den Düppeler Schanzen seinerzeit die Lesebücher füllte, sich um Unterstützung an den König wandte, ließ ihr dieser gnädig das Geld für eine Drehorgel aushändigen, zum betteln.

 

U W E   S C H I L DM E Y E R

(ad marginem, Mitteilungen des Instituts für Musikalische Volkskunde der Universität Köln)

Es ist zweifellos die bedeutendste, mit über 900 Seiten umfangreichste und gehaltvollste, dabei
vorzüglich kommentierte und sehr informative Sammlung von deutschen historisch-politischen Liedern der Gattungen Kriegs- und Militärlieder überhaupt, die Uli Otto und Eginhard König als Krönung ihrer bisherigen publizistischen Zusammenarbeit hier vorlegen. Dabei beschränken sie sich allerdings – wie ja auch der Untertitel ausweist – auf eine gerade für diese Gattungen aber in gewisser Weise auch besonders ergiebigen und wechselhaften, in mancher Hinsicht sozusagen exemplarischen, weil auch in seinen Liedern thematisch und ideologisch extrem vielgestaltigen Zeitraum, der eine Spanne von der friderizianischen Epoche über die Französische Revolution und die Napoleonische Ära einschließlich der liedintensiven Freiheitskriege und des Wiener Kongresses, ferner des Vormärz, der 1848er Revolution, der deutschen Einigungskriege, des Imperialismus und Kolonialismus bis zum Beginn des 1. Weltkriegs umfasst.

Am Anfang des Buche steht ein ausgedehntes Vorwort mit der Grundsatz-Klärung der Bedeutung der Militärgeschichte als Sozialgeschichte, auch der Funktion von Liedern als historischen Quellen, schließlich mit Erläuterungen zur Publikation selbst, und zwar zur Liedauswahl und ihrer chronologischen Anordnung sowie zu ihrer Kommentierung durch historische Einleitungen, durch die die Lieder in ihren nach Kriegszügen und darin ggf. noch nach Schlachten gegliederten zeitgeschichtlichen Zusammenhängen transparent werden. In den nachfolgenden vorbildlich präzisen Einzellied-Kommentaren sind diese Zusammenhänge über die höchst aufschlussreichen Liedtexte selbst hinaus sehr konkret und oft geradezu minutiös durch Worterklärungen, diverse Dokumente, Zeitungsausschnitte, autobiographische Berichte und teilweise bewegende Augenzeugenberichte und Tagebuchaufzeichnungen belegt, ergänzt und fokussiert. (…)

Besonders aufschlussreich ist das durch über 1700 oft umfangreiche Anmerkungen noch zusätzlich kommentierte Material auch dadurch, daß hier nicht etwa nur die affirmativen, also oft nationalistischen bis militaristischen Lieder aufgenommen sind, sondern dazu auch eine Fülle von antimilitaristischen und Anti-Kriegs-Liedern sowie Spottgesängen, die aussagekräftige Belege dafür bieten, daß es zu Krieg und Militär jener Zeit „im Volk“ in breiterem Maße auch sehr kritische und distanzierte Positionen gegeben hat.

Ein bewegendes „Geschichtsbuch“ also, das durch zwei dem Band beigegebene CDs mit insgesamt 36 unter Mitwirkung beider Autoren durch die Gruppe „Passepartout GmbH“ eingespielten Liedern sogar zugleich noch eine bedeutsame Tondokumentation ist.

 

Prof. Dr. W I L H E L M   S C H E P P I N G,
(Institut für Musikalische Volkskunde der Universität Köln)

Jahrbuch für Volksliedforschung, Bd. 45, Jg. 2000

Was wäre militärischer als das Militär? Disziplin, Drill, Schliff, Kadavergehorsam – all das, was die deutsche Gesellschaft an Autoritarismus und Untertanenmentalität hervorgebracht hat, das finden wir gewissermaßen prototypisch und in Reinkultur dort, beim Militär. Welche Institution wäre totaler? Welche, die ihren Mitgliedern mehr abverlangte an Leib und Seele, an Freiheit und Persönlichkeit? Wo wäre der Mensch unkenntlicher als in Uniform, als in den immergleichen grauen Marschkolonnen, als unter dem Kommando? Die militärische Norm macht alle gleich, Vorbereitung auf ihre Nichtigkeit und Hinfälligkeit noch bevor sie fallen: ‚Soldaten sind sich alle gleich, lebendig und als Leich’.

Und doch: Das stimmt nicht. Soldaten haben Gesichter, wie ausdruckslos, gequält und zwanghaft sie immer dreinblicken mögen. Darin spiegelt sich ein persönliches Schicksal, der Leidens- oder auch der Glaubensweg von Menschen. Wo finden wir dieses Nicht-Militärische beim Militär? Wann zeigt der Soldat sein Angesicht? Steckt da Menschliches in der Maschine? – Solche Fragen können in der Volkskunde eher gestellt werden als etwa in der Militärgeschichtsschreibung, die es zuerst auf Haupt- und Kriegsaktionen, auf Organisationsstrukturen, Logistik und Ausrüstung abgesehen hat. Die Volkskunde dagegen versteht Militärgeschichte als Sozial-, Kultur- und Alltagskulturgeschichte, sie fragt nach dem Alltagsleben der Soldaten, ihrer Lebenswelt, ihrem Zusammenleben, wie es sich bisweilen sozusagen zwischen Befehl und Gehorsam entwickeln kann, nach Dienstschluss und vor dem Zapfenstreich, auf dem Marsch in der Reihe, im Biwak usw. Sensibel für diese Zwischenlagen zu sein, das wäre wohl von grundlegender Bedeutung für eine Militärvolkskunde; und diese volkskundliche Sensibilität für das Zwischenmenschliche zeichnet endlich auch die beiden Autoren aus, deren opulenten Band es zu besprechen gilt.

Uli Otto und Eginhard König richten den Blick auf das, was zwischen den harten und engen Strukturen des Militärs oft verborgen bleibt, nämlich auf dasjenige an Soldaten, was nicht bloß kontrolliert, dressiert und abgerichtet ist, auf dasjenige, was mitunter spontan aufbricht, sich widersetzt, womöglich aufbegehrt gegen Gleichschaltung. Die Autoren haben dafür ein Beispiel gewählt, das von genuin volkskundlicher Relevanz ist: Soldatenlieder. Das größte Problem bei der Erforschung des Soldatenalltags ist, dass kaum Quellenmaterial von einfachen Soldaten selbst überliefert ist, auch deshalb, weil dieses Zwischenmenschliche sich bewusst im Verborgenen halten musste. Lieder dagegen haben sich eingeprägt, die konnten notiert und gedruckt werden, und so gelangten sie nicht selten in Nachlässe und Archive. Wenn es eine zentrale Quelle gibt für das Denken und Fühlen von ‚gemeinen’ Soldaten, dann sind es zuerst solche Lieder, wie sie die Autoren hier dokumentiert haben. Das müssen nicht unbedingt selbst gedichtete Lieder sein, es können auch Kunstlieder sein, die im Soldatenmund dann aber klamm und heimlich eine andere Wendung bekommen haben, eine Wendung, die etwa der Kompanieführer vorn im allgemeinen Gegröle kaum herauszuhören vermag, Kunstlieder, die umgesungen und zersungen werden, so wie es die schöne Theorie von John Meier will.

Das erste Interesse der Autoren richtet sich auf das soldatische Vermögen, eigensinnig zu sein, die eigenen Gedanken und Empfindungen in Liedern auszudrücken. Solche Lieder finden sich selbstverständlich nicht in offiziellen Militär-Gesangbüchern wieder; dort finden sich die amtlich autorisierten Texte, an denen sich die soldatische Phantasie dann abarbeitet. Um aber solches Umarbeiten veranschaulichen zu können, richtet sich das zweite Interesse der Autoren auf die Kunstlieder, denn erst anhand des amtlich genormten Musters werden die Varianten anschaulich: Ironie, Spott und Hohn, genauso wie etwa Rührung, Trauer und Armseligkeit der soldatischen Volkspoesie. Der Band enthält folglich eine umfassende Sammlung von Soldatenliedern aus zwei Jahrhunderten, insgesamt 455 Beispiele plus Varianten; und da es den Autoren vor allem um widerständiges, sozusagen anti- militaristisches Liedgut im militärischen geht, haben sie sich im Forschungsdesign und in der Darstellung vor allem an Wolfgang Steinitz und an dessen großer Sammlung von „Volksliedern demokratischen Charakters“ orientiert.

Die Arbeit ist chronologisch in zehn Kapitel gegliedert, beginnend mit „Liedern aus der Zeit der Kabinettskriege“ (1740 bis 1779) und endet mit „Liedern zum deutschen Imperialismus“ (1890 bis 1914). Die einzelnen Kapitel spiegeln also Epochen der Militärgeschichte wider und halten sich an die bewährten Einteilungen der Militärhistoriker. Jeder Epoche ist ein ausführliches Einleitungskapitel vorangestellt, worin die allgemeinen militärgeschichtlichen Umstände und Sachfragen geklärt werden, auf die die Lieder sich beziehen. Die Autoren geben den allgemeinen Forschungsstand verlässlich wider beziehungsweise schneiden ihn auf ihr Thema zu. Das geschieht in einem angemessenen Verhältnis, das heißt, nicht ausufernd, aber doch hinreichend präzise. So erhält der Leser einen guten Überblick und kann sich obendrein dank der übersichtlichen Zitierweise nötigenfalls selbst weiterhelfen.

Auf die Einleitungskapitel folgt jeweils die zeitlich zugehörige Lieddokumentation, und zwar mitsamt den Melodien, soweit sie ausfindig zu machen waren. (Zahlreiche Melodien finden sich beispielhaft auf den zwei beiliegenden Musik-CDs dokumentiert). Sofern möglich, sind Entstehungszeiten, Komponisten und Autoren der Lieder genannt. Heute ungebräuchliche Vokabeln werden erläutert. Am Ende jedes Liedes stehen ausführliche Kommentare, in denen nähere Umstände und Hintergründe dargelegt werden, aber auch Überlieferungswege, Varianten und sonstige Besonderheiten wie etwa Verbote, Strafverfolgungen und Verurteilungen von Soldaten, die das Lied erfunden oder gesungen haben. Der Band bietet also nicht bloß eine nüchterne Liedsammlung, sondern reichhaltige Informationen zu jedem Lied in seinem geschichtlichen Zusammenhang. Hinter dieser Dokumentationsform steckt eine enorme Fleißarbeit, die es verdient, gewürdigt zu werden.

Ludwig Uhlands Lied „Der gute Kamerad“ („Ich hatt’ einen Kameraden…“) haben die Autoren als Titel gewählt. Daher sei ihr Vorgehen exemplarisch an diesem Lied erläutert (Beispiel 117). Wir erfahren, dass Uhland das Lied 1809 gedichtet hat und dass es 1827 von Friedrich Silcher vertont worden ist. Außerdem werden drei Varianten dokumentiert, darunter eine aus dem Ersten Weltkrieg, die die Not der Soldaten und die Hungersnot im Feld parodiert: „Ich hatt’ mal Marmelade“ (S. 273). Uhland hat das Lied unter dem Eindruck der Tiroler Freiheitskämpfe gegen Napoleon geschrieben, erfahren wir in den Erläuterungen, und verständnisvoll wird hinzugefügt, dass sich das Lied „bemerkenswert von den schmetternd- patriotischen Kriegsgesängen eines Arndt und Körner“ abhebt. Darüber hinaus werden Deutungen verschiedener wissenschaftlicher Rezipienten rekapituliert, darunter Hermann August Korff, Hellmut Thomke, Hannjost Lixfeld. Jedoch fehlen einige nicht unwichtige Rezipienten wie Walter Jens, Gerd Ueding, Horst Neumann und von volkskundlicher Seite Silke Göttsch. Am Ende steht ein durchdachter Kommentar: Die Autoren verschweigen nicht und beklagen zu Recht, dass „Der gute Kamerad“ vor allem von der politischen Reaktion instrumentalisiert worden ist, und zwar zur Beschönigung und Verklärung des Kriegsopfers und Heldentods. Aus diesem Grund beurteilen sie die Gesamtwirkung des Liedes als „zwiespältig“, ein Urteil, das ausgewogen erscheint, wenngleich die Intention Uhlands selbst etwas tiefgründiger hätte recherchiert werden müssen.

Im Detail sind also hier und da kleinere Schwächen zu konstatieren. Sie fallen indes in Anbetracht der Vielzahl von Liedbeispielen und des Buchumfangs durchaus nicht ins Gewicht, zumal es den Autoren gar nicht auf lückenlose Dokumentation von Sekundärliteratur ankommt, sondern zu Recht in erster Linie auf die Dokumentation der Lieder selbst, und dieser Dokumentationsteil ist in allen Punkten korrekt und solide durchgeführt. Aber auch die Erläuterungen sind durchweg sorgfältig und von hohem Informationsgehalt. Abschließende Kommentare und Bewertungen sind stets einfühlsam, differenziert und nachvollziehbar begründet.

Uli Otto und Eginhard König haben gleichsam eine kleine dicke Militärgeschichte ‚von unten’ geschrieben; sie haben gezeigt, dass Soldaten durchaus ein Gesicht haben und eine Stimme, mit der sie ihrem Unmut und ihrem Übermut, ihren Gefühlen und Gedanken, ihrer Not und Knechtschaft Ausdruck verschafft haben, und sei es nur (was heißt hier ‚nur’?) in einem Soldatenlied. Und wer Lust hat, die Stimmen der Autoren selbst zu hören, der kann die zwei Musik-CDs aus dem Umschlag nehmen und sie Soldatenlieder singen hören.

 

H A R M – P E E R   Z I M M E R M A N N

aus: Historisch-politisches Buch, Bd. 48, Bremen 2000, S. 321-322

Militär- und kriegsbezogene Lieder, schon gar wenn sie aus ferner Zeit stammen, haben in aller Regel keinerlei ästhetischen Reiz, auch dann nicht, wenn sie nicht in affirmativ-apologetischer Absicht, sondern mit kritischem Impetus verfasst sind. Allein schon aus diesem Grund ist dieses Buch erstaunlich: Die Verfasser haben, zusammengenommen, etwa 15 bis 25 Jahre intensiver Arbeit investiert; fast 1000 Seiten Text über eine spröde Materie sind dabei entstanden. Und weder im spät geschriebenen Vorwort, noch im eigentlichen Text vermitteln die Autoren, sie seien ihres Gegenstandes überdrüssig geworden. Im Gegenteil: Das Buch ist nicht nur klar konzipiert; in allen Teilen wird das der Darstellung zugrunde liegende methodische Prinzip konsequent durchgehalten: eine Kombination von politischer Geschichte, Militär-, Sozial- und Mentalitätsgeschichte, die in den allgemeinen Einführungen, aber auch in den mit enormem Fleiß erarbeiteten, informationsreichen Liedkommentaren zum Tragen kommen. Das Material des Buches ist der deutschen Geschichte entnommen, in Etappen von der Zeit der Kabinettskriege bis in die Epoche des Imperialismus gegliedert. 455 Lieder werden wiedergegeben, oft mit dem Notentext. Mit mehr als 1700 Fußnoten wird die Literatur erschlossen, die als Grundlage für den jeweiligen historischen Kontext und die Kommentierung des Liedgutes erforderlich ist. Die Verbindung von Militär, Krieg und Musik ist in wissenschaftlichen Abhandlungen im allgemeinen und nicht nur im Hinblick auf entsprechendes Liedgut eine völlig unterbelichtet gebliebene Materie wie im übrigen auch die Verbindung von Frieden und Musik. Mit diesem Buch wird über ein Segment dieser Verbindung eine Lücke geschlossen. Und man kann unschwer prognostizieren, dass in absehbarer Zeit eine zweite vergleichbare Monographie nicht erscheinen wird, denn die denkbaren Topoi für eine solche Untersuchung sind im vorliegenden Buch umfassend und völlig zufriedenstellend aufbereitet und diskutiert worden. Hier also liegt eine präzedenzlose Untersuchung vor, von der man sich wünscht, sie möge in Bälde eine Nachahmung hinsichtlich des friedensbezogenen Liedgutes finden.

 

Professor Dr. Dr. h.c. D I E T E R   S E N G H A A S
(Institut für interkulturelle und internationale Studien der Universität Bremen)

aus: Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte. Stuttgart: Steiner Verlag. Jg. 2001.

Vorangestellt ist dieser großartigen, mit unendlicher Mühe zusammengetragenen Sammlung ein Satz aus der UNESCO-Präambel vom 16.11.1945: „Da die Kriege in den Köpfen der Menschen beginnen, ist es notwendig, in den Köpfen der Menschen Vorsorge für den Frieden zu treffen.“ Von den Kabinettskriegen des 18. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg sind hier – zum Nutzen verschiedener Fachdisziplinen wie der Volkskunde, der Geschichte, der Literatur- sowie der Musikwissenschaften, nicht zuletzt auch der Kommunikationswissenschaften – etwa 500 Lieder zusammengetragen worden, die affirmativ oder kritisch das Soldatendasein, Militär und Krieg thematisieren und deutlich werden lassen, welch große Bedeutung das Lied als Mittel der Kommunikation, der Propaganda, der Selbstvergewisserung und Aufmunterung oder der Verächtlichmachung des Gegners gehabt hat.
Vorangestellt sind der nach Kriegen und Epochen – „Das Zeitalter der Kabinettskriege“, „Die Zeit der Volkskriege einschließlich der Napoleonischen Kriege“, „Das Militär im Vormärz und während der Revolution 1848/1849“, „Die Zeit der deutschen Einigungskriege“, „Das Zeitalter der imperialistischen Kriege“ ? gegliederten Sammlung Überlegungen zur „Militärgeschichte als Sozialgeschichte“ und zum Quellenwert von Liedern. Den einzelnen Kapiteln vorangestellt sind ausführliche historische Einleitungen, denen dann die detailliert interpretierten und kommentierten Liedtexte und Melodien folgen. 2 CD liefern Hörbeispiele.
Entstanden ist eine überaus wertvolle Quellensammlung, die in keiner Bibliothek fehlen sollte. Sie dokumentiert über den wissenschaftlichen Wert hinaus das Lied als Ausdruck nationalistischer Selbstüberschätzung und chauvinistischer Verblendung, zugleich aber auch das Leiden derer, die von den Geißeln Militär und Krieg betroffen waren.

 

Professor Dr. HOLGER BÖNING (Bremen)

aus „Mittelbayerische Zeitung vom 01.06.1999
1000 Seiten über den Krieg und seine vielen Lieder“

REGENSBURG. Dr. Uli Otto ist ein Wühler, ein Kämpfer, ein Ausdauernder. Seit 1982 arbeitet er sich, anfangs zusammen mit Eginhard König, durch Archive und Jahrhunderte. Im Blick: Der Krieg, wie ihn Soldaten, brave Bürger, Spötter und scharfe Kritiker gesehen haben. Ihre Sichtweise hat sich niedergeschlagen in historisch-politischen Liedern, die Uli Otto in 455 Beispielen vorstellt.

Der Autor, Musiker und Wissenschaftler, bekannt durch Publikationen und vielfältige Initiativen für Folk- und Volksmusik, hat sich für die Anthologie ein Zeitfenster von imposanter Größe ausgeschnitten: Seine Auswertung umfasst die Jahre zwischen 1740, dem Zeitalter der Kabinettskriege, bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs 1914. Über den Jahren ist die Publikation immer dickleibiger geworden; bis zuletzt fügte Uli Otto Lieder ein. Nachdem er die 500 eingeplanten Karikaturen und Gemälde zuletzt herausnahm, passen die Liedertexte, Noten und Kommentare zwischen zwei Buchdeckel. Deshalb erscheint das fast 1000-Seiten-Werk nun im Regensburger ConBrio Verlag. Am 04. Juli präsentieren Autor und Verleger die Publikation (Titel: „Ich hatt’ einen Kameraden …“) im Regensburger Statt-Theater (Winklergasse). Zu dem Opus gehören 2 CD – sozusagen „Anschauungsmaterial zum Hören“. Die 36 Stücke hat das Regensburger Deutschfolk-Ensemble „Passepartout GmbH“ eingespielt (mit Otto u.a. an der Thüringischen Waldzither). Unter den Gästen, die die Gruppe verstärkt haben: Nikola (18) und Till (16), die Otto-Kinder. Die Musik gibt einen Eindruck, wie es sich angehört haben mag, wenn Landser und Freiheitskämpfer losgezogen sind. „Geschichte von unten“ dokumentieren die Lieder. Sie erzählen von Hungersnot und Gefangenschaft, vom Elend Zwangsrekrutierter und der Verzweiflung verurteilter Deserteure, von der Kampfeslust der Revolutionäre und dem Abschiedsschmerz in den Familien. Der Krieg im Kosovo hat dem Werk erschreckende – und gewiss ungewollte! – Aktualität beschert. Den Impuls gab Anfang der 1980er die wiederbelebte Tradition Feierliche Gelöbnisse mitten in der erbitterten Diskussion um Pershing-Raketen und Cruise Missiles. Uli Otto und Eginhard König fragten sich, auf welche Wurzeln man sich mit den Gelöbnissen da eigentlich besann. Und schon fand man sich mit den Gelöbnissen mitten in einer Familientradition: Ottos Vater Eberhard, in Weiden seinerzeit Direktor der Musikschule, hatte in den 60er Jahren erfolgreich gegen nationalsozialistische Relikte im Liedgut der Bundeswehr agitiert.

Dreimal tippte der Liedforscher sein Werk: Erst in eine mechanische Schreibmaschine, dann in eine elektronische Olivetti, schließlich in den Computer, den er sich zulegte, wie einen Schrank voller Literatur und einen Scanner. An die 80.000 Mark, rechnet Otto hoch, haben ihn das Equipment und seine Forschungsreisen zu Archiven wohl gekostet. Die Zuschüsse tröpfelten bloß: 10.000 Mark von einem Musikfonds, 2.000 Mark von der Stadt Regensburg, ein paar Hunderter hier und da. Die Familie stand trotz der finanziellen Belastung immer hinter dem Projekt. Uli Otto kommentiert den Rückhalt mit einem Zitat Anselm Noffkes der Hamburger Gruppe „Liederjan“: „Meine Frau kann sich einen Hofnarren leisten“.

„Sorgfältig recherchiert“, „ausgewogen“, „erfreulich informativ kommentiert“: Der führende Liedforscher im land, Professor Dr. Wilhelm Schepping (Köln), sparte nicht mit Lob. Ein Bestseller wird die Anthologie, für die u.a. Lehrer und Forscher Adressen sind, dennoch kaum werden. Der Verlag rechnet mit 100 verkauften Exemplaren. Mindestens zwei Käufer stehen schon fest: „Liederjan“ und Erich Schmeckenbecher (früher „Zupfgeigenhansel“) warten auf das Werk.

 

M A R I A N N E   S P E R B,
Kulturredaktion der „MZ“

Aus: „Aktuelle Oberpfälzer Rundschau“ vom 01.07. 1999
Militär einmal ganz anders“
Gesammelte Soldatenlieder aus zwei Jahrhunderten / Am Sonntag Präsentation

REGENSBURG/WEIDEN i. d. OPf. (mm) Mit Büchern über Musik hat sich der „ConBrio“ Verlag schon immer einen guten Namen gemacht. Am Sonntag präsentiert er im „Statt-Theater“ in der Winklergasse ein besonderes Werk: „Ich hatt’ einen Kameraden …“ Militär und Kriege in historisch-politischen Liedern in den Jahren von 1740 bis 1914“.

Sicher, die Verfasser Dr. Uli Otto und Eginhard König kommen aus der pazifistischen Ecke. Sie kommen aber vor allem aus der Regensburger Szene, die sich Volksmusik auf ihre Fahnen geschrieben hat, und so entgingen sie der Versuchung, die Sammlung, einseitig zu gestalten. „Wir haben versucht, alle Lieder, die sich mit kriegerischen Ereignissen befassen, in das Buch aufzunehmen, auch wenn da Schlachten verherrlicht werden“, sagt Dr. Uli Otto.

Für Historiker und Musiker

Und so ist ein Schmöker entstanden, der im wahrsten Sinne des Wortes schwer zu handhaben ist. Aber das Buch ist ja eigentlich nicht als Bettlektüre gedacht, sondern als wissenschaftliches Werk, für historisch Interessierte genau so wie für Leute, die sich der Volksmusik verschrieben haben. Nicht nur für die gibt es eine Doppel-CD mit vielen Beispielen. Hier merkt man, daß Uli Otto auch ein hervorragender Musikant ist. Zusammen mit Michael Kellner, Rainer Hasinger, Eginhard König sowie seinen Kindern Till und Nikola ist hier durchaus Hörenswertes entstanden, was vielleicht zum Nachsingen einlädt. An der CD hat auch Helmut Köppl einen ganz entscheidenden Anteil.

Ganze 17 Jahre haben Uli Otto und Eginhard König gebraucht, bis Buch und CD fertig waren. Die Schlussarbeiten hat Otto alleine erledigt, da sein Partner beruflich und familiär zu sehr eingespannt war. Für Otto war es auch eine Reise in die eigene Vergangenheit. Zum Beispiel erfuhr er erst durch seine Forschungen, dass sich sein Vater in den 1960er/1970er Jahren vielen Zeitungsartikeln kritisch mit den Liederbüchern der Bundeswehr auseinandergesetzt hat.

Ein denkwürdiger Blickwinkel

Er erlebte auch manche Enttäuschungen von offiziellen Stellen, die sich für die Arbeit überhaupt nicht interessierten. Dafür kam oft Hilfe von völlig unerwarteter Seite, wie dem ehemaligen Bezirksheimatpfleger Adolf Eichenseer, der nicht unbedingt zu den Freunden der Herausgeber gezählt werden kann.

Die Lieder der Anthologie lassen Leser und Hörer eine ereignisreiche und schicksalsschwere Geschichte „von unten“, aus der Sicht der eigentlich Betroffenen erleben. Dies ist ein denkwürdiger Blickwinkel, der manche überraschende Erkenntnis vermittelt. Zumal diese Sicht der Dinge in keinem Geschichtsbuch steht. Gerade deshalb ist die Sammlung auch ein Geschichtsbuch, aber eines, das den Vorteil hat, spannend zu sein.

 

M A N F R E D  R O H M
Kulturredaktion der „Rundschau“
aus: „Mittelbayerische Zeitung“ vom 06.07.1999
Der Schwalangschér und der Tod“
Uli Otto und Eginhard König: Militärlieder von 1740 bis 1914 bei ConBrio

REGENSBURG. Es gibt natürlich kampflüsterne Soldatenlieder. Zitieren wir lieber keins. Aber viele dienten auch nur der Selbstsuggestion, der Abwehr von Zweifeln und Angst. So wenn es hier: „Pioniere sind stets munter, greifen immer tapfer an“. Manche Gesänge sind traurig, sarkastisch, tragisch oder frech. Kritische Songs reden von Abschied, von der Zumutung des Dienstes, von Schrecken und Leid in der Schlacht, von Hunger, Tod und Invalidität. Aber eines ist merkwürdig: Immer waren es die sentimentalen, melancholischen Lieder, die den Soldaten ans Herz wuchsen.

Im Zweiten Weltkrieg machte der Gassenhauer „Lili Marleen“ das Rennen, dessen sanfter Defätismus Goebbels und Co. nur zähneknirschend durchgehen ließen. Im 19. Jahrhundert setzte sich die weinerlich-pathetische Mär vom „Guten Kameraden“ durch. Es scheint so, als habe das reale Fronterlebnis die Kämpfer ziemlich nachhaltig sensibilisiert für die eher unheroische Zwiespältigkeit der echten eigenen Gefühle.

Krieg ist praktisch immer. Durchschnittlich wüten weltweit 40 Konflikte pro Jahr. 1994 starben 6,5 Millionen Menschen auf Schlachtfeldern. Nachdem nun auch wir Deutschen wieder wissen, wie das ist, Krieg führen, ist die Zeit wohl reif für ein Projekt, das jahrelang auf taube Ohren gestoßen war. Kein Sponsor, kein Mäzen, kein Verlag zeigte Interesse. Selbst das sozialdemokratisch geführte Bundesverteidigungsministerium wollte nichts wissen von einer kritisch kommentierten Kriegsliedersammlung.

Letzten Sonntag nun schwitzten einige Dutzend Volksliedfans, allerlei Veteranen und Matadoren der Zupfgeigenhänselei waren darunter, im Gewölbe des Regensburger Statt-Theaters. Der ConBrio Verlag und sein Verleger Theo Geißler präsentierten eine Saurierarbeit: Das von den Regensburgern Uli Otto und Eginhard König in jahrzehntelanger Sammelarbeit erstellte 950-Seiten-Konvolut „Ich hatt’ einen Kameraden. Militär und Kriege in historisch-politischen Liedern in den Jahren von 1740 bis 1914“. Gemeint ist es als Beitrag „zur geistigen Abrüstung“.

Vier Musiker der Folkgruppe „Passepartout GmbH“, darunter die zwei Autoren selbst, gaben Kostproben von den zwei CDs mit insgesamt 36 Liedern, die dem Buch beiliegen. 455 Beispiele, meist mit Melodie, sind dokumentiert. Sie erzählen von Sedan und Litauen, China und Südwestafrika.

Die beiden Autoren finden unsere militärische Vergangenheit mit einem gewissen Recht „zutiefst fragwürdig“ und hinterfragen darum ihr Material in hochinformativen Kommentaren kritisch. Keine Liebeslieder, keine Erotika, keine Sauflieder – auch sie im Repertoire vieler Soldaten – wurden aufgenommen. Und, ja doch, man ist schwer beeindruckt. Dies der Friedensliebe dienende Projekt muß viel Kraft, Ausdauer und Zähigkeit gekostet haben – „lauter soldatische Tugenden“, lobte ein zum Spaßen aufgelegter Verleger.

Militärgeschichte war immer auch Sozialgeschichte. Ein Krieg veränderte die konkreten Lebensbedingungen der Menschen einschneidend, was in der Herrschaftsgeschichtsschreibung meist untergeht. Kriegslieder spiegeln nicht nur die Propaganda der kriegsführenden Parteien, sie dokumentieren auch Geschichte subjektiv und von unten, vom Volk her. Sie formulieren die Gefühle derer, die Geschichte erlitten.

An kriegerischer Aktivität hat es nicht gefehlt in Deutschland, auch vor den beiden Weltkriegen. Da waren die sogenannten Kabinettskriege (1740-1763), der bayerische Erbfolgekrieg (1777-1779), die Napoleonischen Kriege (1792.1815), die Kämpfe der Bayern in Griechenland (1833-1862), der Vormärz und die Revolution von 1848, die deutschen Einigungskriege (1864-1871) und die imperialistischen Kriege in Übersee (1871-1914). Langt das?

Offenbar war aber doch nicht immer Krieg, denn mitunter scheint’s lustig hergegangen zu sein im Heer, so im „Schwalangschér“ von 1820: ein reichlich selbstbewusstes Eigenlob der Kavallerie, der eingebildetsten Waffengattung. Das französische „Chevaulegers“ wurde in der Münchner Soldatenmundart so lange abgeschliffen, bis es auch für die Bauernbuben vom Dachauer Hinterland halbwegs ohne Gefahr auszusprechen war: „Nichts schönres nicht auf Erden / als was ein Schwalangschér … / Das Mädchen schaut vom Fenster / Und grüßt den Schwalangschér / Und denkt sich: Ach mein Schönster, / Wenn ich dein Rösslein wär“.

Der Preis ist stolz: 298 Mark. Aber man kriegt ein Standardwerk. Eine Enzyklopädie. Ein Dokument. Nicht irgendeinen Wälzer. Historiographie von unten. Ein Lesebuch fürs Leben.

 

M A N F R E D   S T U B E R,
Kulturredaktion der „MZ“

aus „Oberpfälzer Nachrichten“ vom 06.07.1999
Neues Buch von Dr. Otto“

WEIDEN/REGENSBURG (on). In der deutschsprachigen Literatur fand sich bisher, abgesehen von gelegentlichen Einzelveröffentlichungen, keine Gesamtdarstellung gleichermaßen militärgeschichtlicher Fakten und der diesbezüglichen chronologischen Einordnung des jeweiligen Liedgutes. Diese empfindliche Lücke hat jetzt die ConBrio-Verlagsgesellschaft geschlossen, indem sie am vergangenen ersten Juli-Sonntag im Regensburger „StattTheater“ als neueste Erscheinung den allein schon umfangmäßig überaus respektablen Band „Ich hatt’ einen Kameraden“ (Militär und Kriege in historisch-politischen Liedern der Jahre 1740 bis 1914) von Dr. Ulrich Otto und dem zunächst für geraume Zeit als Mitverfasser tätig gewordenen Eginhard König der Öffentlichkeit präsentierte.

Der erstgenannte Autor – ein Sohn des früheren Weidener Musikschuldirektors Eberhard Otto – studierte nach Absolvierung des hiesigen Kepler-Gymnasiums und der besagten Städtischen Musikschule Germanistik, Geschichte, Sozialkunde und last not least Volkskunde. Heute lebt er als freischaffender Wissenschaftler und Schriftsteller in Regensburg.

Der etwa anderthalbstündigen Veranstaltung im vollbesetzten Statt-Theater schickte zunächst Theo Geißler namens des ConBrio-Verlages Worte der Begrüßung sowie Eckart Kussinger als Bundesvorsitzender der Fachgruppe Musik in der Industriegewerkschaft Medien sehr aufschlussreiche sachbezogene Gedankengänge voraus. Besonders charakteristische Akzente des Programms bildete sodann, von der vokal-instrumentalen Regensburger Deutschfolk-Gruppe dargebotenen und von Helmut Köppl lebendig kommentiert, eine Reihe der in Ottos Buch enthaltenen Gesänge wie etwa der Nekrolog auf den 1848 hingerichteten Robert Blum, das Lied der sich 1862 im nordamerikanischen New-Ulm (Neu-Ulm in Minnesota) gegen aufständische Indianer verteidigenden deutschen Immigranten oder auch die von Otto Reutter stammende Schauerballade „Der Räuber-Hauptmann von Köpenick“ (1906).

Was schließlich Struktur und Substanz des Buches von Ulrich Otto in seiner Gesamtsubstanz anbelangt. So vermochte man sich bald ein Urteil darüber zu bilden, mit welcher Akribie der Autor und sein Helfer Eginhard König hier verfahren sind. So lässt allein schon die Reflektierung der verschiedenen Epochen, von den Kabinettskriegen (1740-1779) über das Zeitalter der Volkskriege (1790-1815), den Vormärz und die Revolution 1848/49, die Einigungskriege (1864-1870/71) bis hin zur Ära der imperialistischen Kriege (1871-1914 und später), eine geradezu beispielhafte Klarheit und Prägnanz erkennen. Dies gilt nicht zuletzt auch für die von Ulrich Otto besonders ausführlich geschilderten Details in Zusammenhang mit dem vom Verteidigungsminister Franz Josef Strauß abgesegneten ersten Liederbuch der Bundeswehr. (Dessen zahllose Relikte aus der NS-Zeit bewog ab 1967 den Vater des Autors sowie den Bundestagsabgeordneten Josef Felder zu entsprechenden Protesten, bis jenes Corpus Delicti 1976 endlich durch eine gereinigte Neuauflage ersetzt wurde).

Immer wieder erlebt der Leser auf solche Weise hier wie dort eine über alle Maßen ereignisreiche, obwohl oft schicksalsschwere „Geschichte von unten“. Deshalb bleibt es dringend zu hoffen, daß Bibliotheken und Schulen recht bald auf dieses Werk zurückgreifen.

 

E B E R H A R D   O T T O,
Musikschuldirektor a.D., Weiden i. d. Opf.

aus: „Neue Musikzeitung“, April 2000
Lieb Vaterland, magst ruhig sein …“
Uli Ottos und Eginhard Königs Mammutwerk zum Soldatenlied bei ConBrio erschienen

Krieg ist eine schmutzige Sache. Und es scheint so, als würden sich die Reaktionen daraufhin über die Jahrhunderte hinweg perpetuieren. Man zieht in die Schlacht mit Siegesgeschrei, mit Hasstiraden auf den Feind, man feiert verklärend die Erfolge, man beklagt das Elend der Niederlage. Man spricht direkt, Subtilität steht nicht auf der Kriegstagesordnung.

Ein Theodor Körner etwa, vormals von Schiller geschätzt, konnte im antinapoleonischen Taumel schon mal Worte wie diese niederlegen: „Ha, welche Lust, wenn an dem Lanzenknopfe Ein Schurkenherz zerbebt, Und das Gehirn aus dem zersaltnen Kopfe Am blutgen Schwerte klebt.“ Oh Feinde, nicht diese Töne, möchte man da entgegnen.

Doch immer wieder neue Kriege lösen immer wieder ähnliche verbale Tiraden aus; das geht bis heute in die Bildzeitung oder in die Münder von Verteidigungsministern jeglicher Couleur, wenn es gilt, einen Einsatz (schein-)argumentativ zu untermauern. Naturgemäß sind die Lieder von den Schrecken des Krieges, vom Elend oder auch kritische Akzente in den militärischen Gesangsbüchern nur dünn gestreut.

Eine Sammlung von Kriegsliedern oder von Liedern zum Krieg liest sich aus diesem Grunde wie ein Schattenkabinett längst verkohlter Ideale, die gleichwohl wie ein schrecklicher Phönix immer wieder in neuer Gestalt zum Leben erweckt werden. Und so wird das Buch spannend, zumal man sich der außerordentlichen Sorgfalt der Autoren durchweg sicher sein kann. Viel Arbeit wurde in die fast 1000 eng beschriebenen Seiten verpackt, sammelnde, kritisch prüfende, auswählende, kommentierende und zusammenfassende. Eine gewisse Schwerpunktsetzung ist für den bayerischen Raum auszumachen, was wohl der bequemeren Erreichbarkeit der diversen Archive geschuldet ist. Doch geht es trotz der Fülle von über 450 dokumentierten Liedern ohnehin nicht um Flächendeckung. Der Irrsinn des Krieges und seine literarisch-musikalische Reflexion lässt sich an jedem Ort dokumentieren. Es entsteht ein zeitgeschichtlicher Aufriss zwischen 1740 und 1914 aus der Perspektive des gemeinen Infanteristen. Und beim Überschauen der einzelnen Perioden – das Buch gliedert sich in fünf Großetappen jeweils mit geschichtlichem Aufriss und dokumentarischem Teil – wird verblüffend klar, mit welch trivialen Mitteln Kriege inszeniert werden.

Und schnell, jedenfalls mir erging es so – vergisst man die Frage nach Recht oder Unrecht des Krieges. Denn auch Theodor Körner mag durchaus einiges Recht auf seiner Seite, auf der der antinapoleonischen Allianz, gehabt haben. Viel bedeutsamer wird der Zugriff der kriegerischen Gewalt auf die Sprache und ihre musikalische Einkleidung. „Lieb Vaterland, magst ruhig sein“ wird zur permanenten Farce; und die Wachsamkeit gegenüber der „Wacht am Rhein“ mit ihren tausend Chamäleonfarben wird bei der Lektüre geschärft. Hierin erweist sich das Buch, besonders wegen seiner außerordentlichen Sorgfalt, als wichtiger Baustein einer kritischen Sichtung militärischen Bewusstseins, das freilich weit über das nur Militärische hinaus weist.

 

R E I N H A R D  S C H U L Z

aus: Cent ans de regards francais sur l’Allemagne. Chroniques allemandes Nr. 9 – 20001 – 2002. 1900-2000. Zeitschrift des Centre d’études et de recherches allemandes et autrichiennes contemporaines (CEERAC). Université Stendhal-Grenoble 3, S. 292ff.

Plusieurs livres en un: un recueil de chants (notes et texte), des commentaires à la fois savants et engagés, une introduction détaillée à l’histoire militaire et sociale de l’Allemagne et de l’Europe, une bibliographie volumineuse et, last but not least, une préface sur la difficulté de trouver des moyens financiers dans l’Allemagne d’aujourd’hui pour publier une recherche aussi considérable (en irait-il autrement en France ?).

Le chant de soldats, un genre si l’on veut, mais des fonctions opposées. Il peut être œuvre de commande, témoignage de servilité (généralement de la part d’écrivains stipendiés) et servir la propagande « officielle », célébrer le prince, sa sagesse, sa vertu, son courage. Il peut cependant aussi exprimer un point de vue d’en bas, critique, douloureux, humain. Populaire et sentimental au XVIIIe siècle, ce point de vue évolue vers le républicanisme et la social-démocratie tout au long du XIXe siècle. Les mythes ont la peau moins dure qu’on ne pense. Même le sentimentalisme « fabriqué » de Ich hatt’ einen Kameraden a donné lieu à de savoureuses parodies évoquant la vie réelle des casernes, quand ce ne sont pas les balles de l’ennemie, mais l’eau-de-vie et la bière qui font tomber les « copains ». Entre le militarisme et l’antimilitarisme, on constate aussi, au moins jusque’en 1848, la présence de chants purement informatifs., rensaignant sur les buts de guerre des parties en présence, sur leurs méthodes ainsi que sur le déroulement des opérations : des actualités chantées en quelque sorte.

En dépit on peut-être précisément à cause de sa fonction de propagande, le chant de soldatds en dit long sur l’opportunisme et l’absence de scrupules des élites politiques. Ainsi, les chants bavarois de l’ère napoléonienne ou de l’époque de la guerre de 1870-1871 font sourire le lecteur actuel. Ils auraient assurément leur place dans les programmes scolaires de cette Bavière qui a construit, après l’ère napoléonienne, près de Ratisbonne le Walhalla ou, près de Kelheim, le temple de la « liberation » pour se dédouaner d’une fructueuse « collaboration » dans le cadre de la Confédération du Rhin.

Ce recueil riche et suggestif est complété par deux CD audi, avec 36 chansons enregistrées. Nous avons particulièrement apprécié la chanson Ich bin Soldat : les auteurs ont eu l’heureuse idée d’alterner les strophes antimilitaristes et sentimentales de Max Kegel et les strophes antimilitaristes agressives et cyniques de Carl Hirsch. Les deux versions rendent compte de l’humanité (étonnamment moderne et lucide) et de l’impuissance des antimilitaristes de France et d’autres pays à la même époque. Ich bin Soldat aurait donné aussi un bon titre. La popularité du poème de Ludwig Uhland (Ich hatt’ einen Kameraden) a sans doute détérminé le choix des auteurs. Cette anthologie commentée et les enregistrements représentent de toute facon le meilleur des remèdes contre une vision sentimentale de la camaraderie entre soldats, une vision à laquelle, malgré ses limites, le texte plutôt froid de Ludwig Uhland ne se prête d’ailleurs pas. En placant les chants de soldats dans leur époque, les auteurs montrent que le discours sur la guerre, sentimental ou non, relève toujours d’un choix politique et souvent de la manipulation. Le sujet abordé par ce livre appelle un traitement international. Ainsi on pourrait aussi s’intéresser à J’avais un camarade, un chant répandu dans les écoles militaires de notre pays !

 

Professor Dr. F R A N C O I S   G E N T O N

Centre d’études et de recherches allemandes et autrichiennes contemporaines (CERAAC) Université Stendhal-Grenoble 3
TRAD’MAGAZINE – Musiques Traditionelles, No 93 – Janvier/Février 2004, p. 93
« ICH HATT’ EINEN KAMERADEN » – >PASSEPARTOUT GMBH< 2 CD Mobil Sound Recording – Durées: 51’21 & 55’57

Uli Otto est-il avant tout un chercheur, un collectionneur ou un musicien? Je crois qu’il en est de ce domaine comme de la typologie des objets de silex en préhistoire : on ne peut vraiment réaliser complètement les choeses qu’en taillant soi-même la matière. En 2 cds, l’ensemble réuni autour de Uli propose un panorama des chansons allemandes liées à l’histoire en général et aux guerres en particulier. Enregistrement simple, avec des instrumentistes traditionnels (vielle, accordéon, mandoline, guitare, cithare …) et des voix denses, celles d’Uli, de Rainer Hasinger, d’ Eginhard König et de Michael Kellner. Bien sûr, il faut suivre le livret en allemand, sans traduction, mais les titres sont déjà autant de pistes. Faites-vous aider. Et n’oubliez pas que le groupe voyage et s’explique. Je les ai rencontrés lors du colloque « La Guerre en Chansons », à Grenoble, durant le mois de novembre dernier. Une grande intensité dans un champ où se croisent inextricablement le fonds dit « traditionnel » et celui, plus large et vrai (peut-être…), de « populaire ». Heureux germains cousins, pour qui le vocable unique « volkslied » est tellement plus ouvert…

 

CLAUDE R I B O U I L L A U T, namhafter französischer Musikjournalist und Autor des Buches La Musique au Fusil avec les poilus de la Grande Guerre, Rodez 1996.

Weitere Statements zum Buch

2001-02-16

Dear Uli,

Thank you so much for the magnificent book and CDs (…) They form not a monument but a living record of those voices which have so long remained silent. I have started immediately studying the songs, and playing them where possible. (…)

Best wishes, and thanks again,

Yours

 

Prof. Dr. GERALD  P O R T E R

(Headmaster of the English Department of the University of Vaasa/Finland)

2001-02-19

Dear Uli,

Your book and CD (…) is a tremendous piece of work. I’m quite abashed at my own modest efforts after seeing it. I’m afraid my command of German is no more than rudimentary, so I am not able to enjoy the contents of the book as I would like.

Yours

 

TERRY   M O Y L A N
(Herausgeber des Standardwerks “The Age of Revolution in the Irish Song Tradition 1776 to 1815”, Dublin: The Lilliput Press 2000.)

2001-02-25

Dear Dr. Uli Otto,

(…) No I haven’t read your OPUS MAGNUM yet but I have had a short glance. It seems to be a standard work on the subject for the next many years (decades)! I understand it is a fruit of nearly 20 years of work. I congratulate you – not only with the content but also with your success in having the book published in such a nice form. I will be a very valuable reference work here at the Danish Folklore Archives.

Yours

 

Prof. Dr. JENS HENRIK-  K O U D A L
Senior researcher dr. phil (Dansk folkemindesamling)

 

2001-02-26

Dear Dr. Otto,

I thank you for your copy of the book and can only say that I am impressed (to the extent that my minscule grasp of the German language allows me). I will pass your book on to the editor of ‘Bealoideas’: The Journal of the Folklore of Ireland Society, for review.

Yours sincerely,

 

Dr. TOM  M U N N E L L Y
(Department of Irish Folklore of University College, Dublin)

2001-03-05

Lieber Herr Dr. Otto,

erst in den letzten Tagen habe ich Ihr Buch in die Hände bekommen. Beim ersten Anblick finde ich es ganz großartig. Die Fülle von Liedern und Kommentaren imponieren mir sehr. Die CDs habe ich noch nicht zu Ende gehört, aber Ihre Musikgruppe (ich habe die Photos gesehen) hat mir eine große Freude bereitet. Ich werde vielleicht eine Rezension schreiben, eine Zeitschrift hier zu finden, die sich für deutsche Lieder interessiert, ist aber nicht leicht. Ich werde die Sache doch nicht gleich aufgeben.

Herzliche Grüße

 

Prof. SVEN–BERTIL  J A N S S O N
(vormals bei Svenskt visarkiv. Centralinstitution för vis- och folkmusikforskning samt svens jazzhistoria)

2001-03-18

Lieber Uli,

zu Deinem jüngsten Opus die allerherzlichsten Glückwünsche! Dein Buch “Ich hatt’ einen Kameraden…” ist eine große, wirklich außergewöhnliche, empfehlenswerte und äußerst gelungene Veröffentlichung von Liedern, die dazu umfassende historische Hintergründe bietet. Neben den vielen abgedruckten Titeln gibt es knapp 40 Lieder auf 2 CDs dazu. Das Werk richtet den Blick von unten nach oben. Mir wurde Geschichte, wie sie die Menschen in ihrem Ausgesetztsein im Krieg und beim Militär erleben und erleiden mussten, nähergebracht und nachempfindbar. Hier reduzieren Lieder die „große“ Geschichte beklemmend einfach – auf das Wesentliche (wie eine Zusammenfassung).

Ein großes Werk zum Lesen, zum Nachschlagen und Lernen, daneben eine unverzichtbare Quelle ein schier und unerschöpflicher Fundort für den Praktiker. Vor den Autoren kann ich nur dankbar den Hut ziehen!

Herzlich!

 

ANSELM   N O F F K E
(Mitglied von „Liederjan“, Folk- und Kabarettgruppe aus Hamburg)

2001-03-19

Lieber Uli Otto und Eginhard König,

da dachte ich, ich kenne mich aus in Sachen „Volkslied“ (was ja auch sicherlich der Fall ist). Aber „Ich hatt’ einen Kameraden..“ stellt mein Wissen in den Schatten. Ein derart umfangreiches, haargenau recherchiertes Buch zum Thema Militär und Krieg hatte ich bisher leider noch nicht in den Fingern. Zumal ja auch noch zwei liebevoll aufgemachte CDs mit einer Auswahl an Liedern beiliegen, die durch ihre Machart weit über einen bloßen Beispielcharakter hinausreichen.

Hier ist nun endlich eine Lücke geschlossen worden und, wie ich meine, ein Standardwerk zum Thema entstanden, das locker neben dem von mir immer noch sehr geschätzten Werk von Wolfgang Steinitz zu bestehen vermag und auch direkt dort daneben in meiner Sammlung seinen Platz findet. Hut ab und herzlichen Dank für dieses wichtige „Geschenk“ an uns alle hier im Lande!

Ein Muß für jede Sammlung, staatlich oder privat. Ein Muß für Leute, die tatsächlich etwas über unsere Volkslieder und unsere Geschichte wissen möchten und mit tümlichem Musikantenstadlgedödl nicht zufrieden sind. Was rede ich?

Ein Muß für jeden Dödlstadl, deren Akteure und Mitschunkler überhaupt.

Die einzigen Wünsche übrigens, die beim Lesen von „Ich hatt’ einen Kameraden…“ auftauchen. Noch einmal herzlichen Dank für diese tolle Arbeit. Mögen die erwähnten Wünsche in Erfüllung gehen.

Liebe Grüße

 

ERICH   S C H M E C K E N B E C H E R
(Musiker, Ex-„Zupfgeigenhansel“, Ex-„Erich und der Polk“, Produzent, Herausgeber mehrerer Liederbücher zum Thema „Deutsches Volkslied“)

2001-03-27

Lieber Herr Dr. Otto,

mit großem Gewinn habe ich Ihre Sammlung „Ich hatt’ einen Kameraden“ studiert: Mehrere Bücher in einem: eine Liedersammlung (Text und Noten) mit wissenschaftlich fundierten und doch engagierten Kommentaren, eine detaillierte Einführung in die Militär- und Sozialgeschichte Deutschlands und Europas, eine vollständige Bibliographie und – nicht zu vergessen – ein Vorwort über die Schwierigkeit, in der heutigen Bundesrepublik Finanzmittel für die Drucklegung einer derart soliden Forschung aufzutreiben. Soldatenlieder erfüllen verschiedene Funktionen. Dem affirmativen Loblied auf den „weisen“ oder „starken“ Fürsten, auf die nationalen Tugenden, auf die Kameradschaft steht eine kritische, einfach nur menschliche Tradition gegenüber, antifürstlich am Anfang, pazifistisch und sozialdemokratisch vor 1914. Bis zum Vormärz informieren viele erstaunlich „unparteiische“ Lieder über die Ziele der kriegsführenden Parteien oder über den Kriegsverlauf. Trotz oder gerade wegen seiner propagandistischen Bedeutung verrät das Soldatenlied sehr viel über den Opportunismus und die Skrupellosigkeit der politischen „Eliten“: die keineswegs widerspruchsfreien bayerischen Lieder der napoleonischen Ära und des deutsch-französischen Krieges von 1870-1871 lassen den heutigen Leser schmunzeln; doch würde ihnen durchaus ein Platz in den Lehrplänen des Landes der Walhalla und der Befreiungshalle gebühren. 2 CDs mit 36 Liedaufnahmen ergänzen diese beeindruckende Sammlung. Besonders gefallen hat uns die Aufnahme von „Ich bin Soldat“: die Autoren hatten den glücklichen Einfall, abwechselnd die sentimental-pazifistischen Strophen von Max Kegel und die zynisch-antimilitaristischen von Carl Hirsch vorzutragen. Beide Lieder spiegeln den Idealismus und zugleich die Ohnmacht der deutschen Gegner des Kriegswesens wider: „Ich bin Soldat“ wäre der passendere Titel gewesen. Die Popularität des ironisch zitierten Uhlandschen Textes hat wohl den Ausschlag gegeben – das Buch und die Aufnahmen sind ohnehin bestens geeignet, das Übel der Soldatensentimentalität an seiner historischen Wurzel zu packen.

Mit herzlichen und kollegialen Grüßen!

 

FRANCOIS   G E N T O N –(CERAAC = Centres d’études et de recherches allemandes et autrichiennes contemporaines , Université Stendhal/ Grenoble)

2001-04-10

Servus Uli,

hier meine aufrichtige Bewunderung für Dein wirklich großartiges Buch. „Ich hatt’ einen Kameraden…“ ist ein äusserst imposantes wissenschaftliches Werk, das aber auch für interessierte Laien wie mich sehr aufschlussreich ist und einen breiten Fundus an weiterzuverarbeitendem Liedgut enthält. Ich wünsch Dir alles Gute!

 

HANS   W E L L
(Mitglied der “Biermösl Blosn”, der bekanntesten bayerischen Folk- und Kabarettgruppe)

2001-05-18

Ich hatt’ einen Kameraden …“

Was für ein beeindruckendes Werk. Zunächst einschüchternd durch Umfang und Gewicht; aber einmal aufgeschlagen, liest sich dieses Buch wie ein Krimi. Da stelle ich mir als Laie gleich die Frage: Darf denn eine Arbeit von so hohem wissenschaftlichen Rang überhaupt spannend sein? Schwindelerregend diese Masse an fürchterlichen Kriegen, in welche Deutschland in den 175 Jahren von 1740-1914 verwickelt war. (Auch ohne Bauern-Dreißigjähriger-und Zweiter Welt- krieg). Und dann die Lieder. „Aus der Überfülle an Liedern“, so die Autoren, enthält das Buch nur eine Auswahl. Trotzdem eine gewaltige Menge. Welch elementare Bedeutung muss das Singen für die Menschen früherer Epochen gehabt haben. Für jede alltägliche Verrichtung tausend beschreibende und begleitende Lieder? Wahrscheinlich gibt es mehr Lieder über den Krieg als über die Liebe. Nun, wahrscheinlich wurde zu allen Zeiten mehr getötet als geliebt. „Man hört nichts als Kriegen und Siegen / Man hört nichts als Schlachten und Streit.“Glückwunsch an die Autoren Uli Otto und Eginhard König!

 

HANNES  W A D E R
(renommierter Folksänger und Liedermacher von den 1960er Jahren bis heute)

2001-05-24

Lieber Dr. Otto,

ich habe Ihre große und phantastische Monographie „Ich hatt’ einen Kameraden…“ in Händen. Ich sehe, wie verantwortungsvoll Ihre europäischen Mitarbeiter beim neuen Projekt sein sollen. Wir haben in diesem Buch auch ausgezeichnetes und exemplarisches Vergleichsmaterial sowohl in textlicher als auch musikalischer Hinsicht. Ich werde dieses Buch geduldig lesen und habe darüber hinaus auch vor, eine Besprechung in unserer Vierteljahrschrift „Muzyka“ vorzubereiten. Vielen herzlichen Dank für dieses exemplarische Standardwerk.

Ihr sehr ergebener

 

Professor Dr. PIOTR  D A H L I G (Leiter der Ethnomusikalischen Abteilung an Institut für Musikwissenschaft der Universität Warschau)

2001-06-05

Dear Dr. Uli Otto,

The book “Ich hatt’ einen Kameraden…” with CDs is a magnificant piece of work not only from its content but also from its meaning. I was specially impressed about social and historical points of view you emphasized in your book. A lot of songs reminded me on Slovenian ones, as we also have a similar book about “soldiers songs”. Your book will be a valuable reference work in our Institute of Ethnomusicology. Congratulations!

With my best regards

 

Dr. MARJETKA  GOLEZ  K A U C I C (Head of the Institute of Ethnomusicology Scientific Research Centre of Slovenian Academy of Sciences and Arts – Glasbenonarodopiani institut ZRC SAZU)

2001-06-08

Lieber Uli Otto,

“Das Lied ist der Spiegel der Epoche”. Das Lied ist eine der unverzichtbaren Quellen bei der Erforschung der Geschichte. Diese großartige Arbeit – das wundervolle Buch – „Ich hatt’ einen Kameraden…“ kann mit Recht als eine bedeutende und unverzichtbare Enzyklopädie des historischen Abschnitts in den Jahren von 1740 bis 1914 gelten. Ihre gigantische Forschungsarbeit kann keinen (von den professionellen Musikwissenschaftlern bis zu einfachen Studenten und Schülern) gleichgültig und unbeeindruckt lassen. Besonderen Wert haben auch die liebevoll eingespielten CD-Aufnahmen. Dieses Buch kann und soll als ein Beispiel für unsere zukünftige Zusammenarbeit dienen.

Mit Hochachtung und freundlichen Grüßen!

 

JELENA  K A L I S T R A T O W A-(Musikwissenschaftlerin aus Moskau)

2001-06-08

Lieber Herr Dr. Otto,

ich habe Ihr vorzügliches Opus „Ich hatt’ einen Kameraden…“ in Händen. Die darin abgedruckten Lieder bilden zum einen eine ebenso unverzichtbare wie mannigfaltige Quelle für die Erforschung der politischen und historischen Daten und deren Hintergrund. Zum anderen gewähren die Lieder nicht nur einen einfachen Zugang und näheren Blick auf die behandelten Epochen, sondern sie sind auch wertvolle und beeindruckende, dabei unerlässliche kulturgeschichtliche Zeugnisse, die sehr viel zur historischen Rekonstruktion ihrer Epoche beitragen können.

Heutzutage gibt es keine allgemeine Theorie der Liedersammlungen. Trotzdem verraten Lieder immer auch etwas vom sozialen, vom sozial-politischen und kulturellen Kontext jener Zeit, in der sie entstanden sind. Eine selektive Liededition läuft daher Gefahr, bestimmte Aspekte der Zeit bewusst auszublenden. Die Autoren, Sie und Herr König, haben eine optimale Lösung gefunden, einerseits Liedaussagen in einen allgemeinen sozial-kulturellen Kontext zurückzuversetzen und andererseits die Liedinhalte als Materialien für die Rekonstruktion dieses Kontextes zu nutzen und als Quellen zum Sprechen zu bringen. Das Lied in diesem Buch stellt somit nicht etwas Abgeschlossenes dar, das an die Öffentlichkeit weitergegeben wird, sondern es versteht sich als Teil eines Beitrages zu einem Diskurs. Die wissenschaftliche Beschäftigung mit Liedern zielt im vorliegenden Standardwerk zum Thema meistens auf die Mentalität des Volkes, und dabei eben nicht nur auf den Autor als Schöpfer von Werken, sondern den Autor als Mensch, der ein Leben gelebt und Krieg erlebt und durchlitten hat.

Ihr Buch stellt somit zweifellos die beste Form einer Liedersammlung für die Kultur und die optimale Form der Liededition für die Forschung dar.

Mit freundlichen Grüßen!

 

Dr. DENIS  L O M T E V -(Moskauer Staatliches Tschaikowsky-Konservatorium)

2001-06-19

Lieber Uli Otto,

ich wünsche von Herzen, dass Ihr lehrreiches und engagiertes Buch „Ich hatt’ einen Kameraden…“ vielen Menschen ein solcher wird. Mit Zuhilfenahme meines Mundes werde ich gerne in meinem Freundeskreis dafür Propaganda machen.

Alles Gute und mit Respekt!

Ihr

 

GERHARD  P O L T-(Verleger, Kabarettist und Schauspieler)

2001-06-24

Dear Uli & Eginhard,

your book is an absolute treasure trove. It is a must not only for departments and centres of musicology and folklore but also for German Departments that teach literature in context and use a wide variety of text types in the framework of a “Cultural Studies” approach. The collection should also be of enormous interest to all History Departments that research the historical narratives of the common man/woman, what has come to be called “Geschichte von unten”. It is important and commendable that by no means only affirmative but also very critical, anti-war soldiers’ songs are presented, meticulously annotated and commented on eruditely and cogently. All in all, a great achievement!

 

Prof. Dr. EOIN  B O U R K E-(Department of German, Galway University, Ireland)

2001-07-14

Lieber Uli,

gerade in den letzten Tagen habe ich Ihr Buch in die Hände bekommen und mir auch gleich einen ersten Eindruck und Überblick verschaffen können, wenn ich das umfangreiche Opus natürlich auch noch nicht ganz habe lesen können. Herzlichen Dank für diese tolle Arbeit, die unbestreitbar ein wichtiges „Geschenk“ nicht nur für die deutsche sondern auch für die internationale Liedforschung und Wissenschaft darstellten dürfte, und die darüber hinaus auch ohne jeglichen Zweifel von größtem Wert und Nutzen für die Liedpraxis ist. Ich werde voraussichtlich eine Rezension für eine litauische Fachzeitschrift schreiben.

Herzliche Grüße!

 

Dr. DAIVA  R A C I U N A I T E – V Y C I N I E N E -(Institut für Ethnomusikologie, Litauische Musikakademie, Vilnius, Litauen)

2001-11-08

Dear Dr. Otto,

I hope you will forgive me for writing in English. My German is very limited, I am afraid. I am writing to say how much I am enjoying “Ich hatt’ einen Kameraden…”, which I discovered through a discussion group on the Internet. I have a very strong interest in traditional songs, particularly songs related to soldiers and military history. Although I can’t read as much as I would like of the text, the book and the recordings are still invaluable. (…)

Yours truly,

 

Major EDMUND  T H O M A S (Ottawa, Ontario, Kanada)

2001-11-21

Dear Uli,

A very fine example of German history in warsongs, a book depicting the life, sorrows, sufferings and simple joys of soldiers in long-ago but not forgotten wars. A must for the musicologist, of interest also to historians, anthropologists and people who are simply interested.

Congratulations and best wishes

 

DONAL  L U N N Y,-Dublin, Ireland (irischer Folkmusiker und Produzent von Folkplatten der namhaftesten Musiker der Grünen Insel; Ex-Mitglied von Gruppen wie „Planxty“, der „Bothy Band“ und der „Moving Hearts“)

2001-11-27

Lieber Herr Otto,

ich erlaube mir, Ihnen eine Stellungnahme zu Ihrem Buch über Militär und Kriege im historisch-politischen Lied zu übersenden, in das ich mit größtem Interesse und persönlichem Gewinn hineingeschnuppert“ habe. Mit Ihrer beeindruckenden Sammlung eröffnen Sie und Eginhard König einen erfrischenden innovativen Zugang zur deutschen Militärgeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts. Sie fügen damit der deutschen Kommunikationsgeschichte, die es erst in vagen Umrissen gibt, einen wichtigen Mosaikstein hinzu, indem Sie Lied und Gesang als ernst zu nehmenden Träger politischer Botschaften betrachten und damit vergangenen Epochen der deutschen Geschichte aus einer ungewohnten Perspektive den Spiegel vorhalten. Sie lassen damit tiefere mentale Schichten zum Vorschein kommen, vor allem Stimmungen und Empfindungen, die prosaischen Textquellen häufig nicht zu entnehmen sind. Zu Recht legen die Autoren großen Wert darauf, aus unterschiedlichen zeitgenössischen Perspektiven die Haltung gegenüber Militär und Krieg zu dokumentieren. Der Entstehungs- und Verwertungskontext der Lieder erschließt sich dem Leser über eine durchweg gründliche Kommentierung, die auch die neuere Forschungsliteratur berücksichtigt. Alles in allem handelt es sich um ein unverzichtbares Buch für jeden, der ein umfassendes Verständnis von politischer Kommunikation hat.

Mit den besten Grüßen!

Ihr

 

Professor Dr. DIETMAR  K L E N K E -(Universität Paderborn, Fachbereich 1/Fach Geschichte)

2003-04-02

Hi Uli!

This is a truly wonderful book from Uli Otto. The depth of research leaves me breathless. The impression made by Napoleon on the people of the whole of Europe has only been hinted at by history; here is a huge canon of work that shows how important the common German speaking people thought his presence. The number of songs in the Irish and British folk tradition about Napoleon has always seemed remarkable to me and my one sadness is that my German is not up to a standard where I might make use of these songs. Anybody fancy translating it?

 

ANDY  I R V I N E,Dublin, Ireland, (irischer Folkmusiker, Komponist, Sänger und Instrumentalist, einer der namhaftesten Folkmusiker Irlands; Gründungsmitglied von Formationen wie „Sweeneys Men“, „Planxty“ und „Patrick Street“)

2003-02-14

Sehr geehrter Herr Dr. Otto,

Vor einiger Zeit habe ich Sie angeschrieben wegen eines Waldzithertreffens in Suhl anlässlich einer Waldzitherausstellung. (…) Ihr Werk „Ich hatt’ einen Kameraden“ ist beeindruckend genau und umfangreich. Ich wünschte, es hätte nicht bei den Kolonialkriegen aufgehört. Allerdings habe ich bei meiner eigenen Dokumentation über die Waldzither in den dreißiger Jahren im Ruhrgebiet gemerkt, wie heikel das Thema Volkslieder sein kann.

Herzliche Grüße

 

MARTINA R O S E N B E R G E R
Musikerkollegin und Spezialistin für die „Waldzither“

2007-06-15

Lieber Herr Otto,

gestern ist im Institut Ihr dickes Buch „Ich hatt‘ einen Kameraden“ eingetroffen (hatten wir über Jpc bestellt), da sind auch die CDs dabei – was für eine großartige Quellensammlung! Das Buch ist ein Schatz für mich, da ich insbesondere über die Musik im Zusammenhang mit Nationalismus und Krieg arbeite – im September werde ich in Norwegen dazu einen Vortrag halten, im Februar 2006 organisiere ich eine eigene Tagung zum Thema „Militär, Musik und Krieg“. Etwas Besseres als Ihr Buch hätte ich für diese Arbeiten nicht finden können – herzlichen Glückwunsch zu dieser besonderen Veröffentlichung! In die CDs konnte ich nur ganz kurz hineinhören, Ihre Interpretationen erscheinen mir aber sehr gelungen, und ich werde sie im Unterricht und bei Vorträgen gerne als Beispiel verwenden.

Herzliche Grüße

Ihre

 

Prof. Dr. Linda Koldau (Musikwissenschaftliches Institut der Universität Frankfurt),

2008-04-13

Dear Dr. Uli Otto,

I very much appreciate your website. The music is beautiful and is very interesting for understanding German history.

All my respect for your wonderful work.

 

Dr. Yair Malachi (Karmiel, Israel)