Hörbeispiele ANONYM

Auf dieser Seite sind einige ausgesuchte Hörbeispiele mit Kommentaren aus den beiden Compact Cassetten, bzw.  bisher unveröffentlichten Demoaufnahmen zu finden.
Es ist geplant, nach einiger Zeit die Hörbeispiele zu tauschen.

Auf eine Rückmeldung jeglicher Art würden wir uns freuen!
Die Lieder sind gemafrei, unterliegen aber dennoch dem Urheberrecht und sind nur für private Zwecke gedacht.

 

Die Stimme aus dem Kerker
Worte: August Heinrich Hoffmann von Fallersleben; Weise: In einem kühlen Grunde, (Friedrich Glück)

Hoffmann von Fallersleben lässt unmittelbar nach seinem Berufsverbot 1842, als er von ständigen Ausweisungen aus vielen deutschen Landen und Städten bedroht war, anderenfalls ihm die Festnahme und vielleicht sogar Haft drohte, eine „Stimme aus dem Kerker“ sprechen. In dieser Zeit als ständig herumwandernder Politflüchtling wandten sich viele seiner ehemaligen Bekannten und „Freunde“ von ihm ab, da er an seinem Schicksal wegen seiner Tätigkeit als politischer Dichter doch „selbst schuld“ sei. Erst sehr spät, d.h. nach 1860 konnte er als Bibliothekar auf Schloss Corvey wieder beruflich Fuß fassen. Immerhin blieb ihm aber ein Schicksal als Häftling erspart.
„Anonym“ hat das Lied seinerzeit auf die Vertonung von Eichendorffs „In einem kühlen Grunde“ gesungen, wenn Hoffmann seinerseits seinen Text auch wahrscheinlich auf die Melodie einer Vertonung seines Freundes Ludwig Berger geschrieben hat.

 

Von der Walhalla die Rede seiend
Worte: A. H. Hoffmann von Fallersleben; Weise: Als Adam, als Adam die Eva gesehn

Spottlied auf die Walhalla, den „marmornen Schädeltempel“, wie Heinrich Heine sie spöttisch betitelt hat, als König Ludwig I. von Bayern seinen „Ruhmestempel für verdienstvolle Deutsche“ nach langer Bauzeit im Jahr 1842 eröffnen konnte. Hier fehlte zunächst in der Reihe der großen Deutschen allerdings Martin Luther, was die Kritik nicht weniger Zeitgenossen, so auch seitens Hoffmann hervorrief. So verfasste dieser, den Partizipienstil seines königlichen Dichterkollegen Ludwigs I. imitierend und parodierend sein Lied „Von der Walhalla die Rede seiend“.

 

Spießbürger Tugend (Bei einer Pfeif‘ Tabak)
Worte: A. H. Hoffmann von Fallersleben; Weise: Ein Jäger aus Kurpfalz, 1807 in Schwaben aufgezeichnet und
1839 von Erk/Irmer erstmals veröffentlicht

Thema der „Spießbürger Tugend“ Hoffmanns von Fallersleben ist das Wirtshaus als Heimstätte und Heimat des politisierenden deutschen Spießbürgers und Stammtischphilisters, der am Wirtshaustisch verbalradikal die Welt verändert, dann bei Anbruch der Polizeistunde und pflichtschuldigster Einhaltung derselben brav nach Hause trottet (oder je nach Alkoholkonsum wankt) und die Bettdecke über seine Zipfelmütze zieht.
Der Text des Originals – „Ein Jäger aus Kurpfalz“ – ist schon seit 1763 nachweisbar und der „Jäger aus Kurpfalz“ war bis ins 20. Jahrhundert hinein eines der bekanntesten Chor- und Volkslieder gerade für zahlreiche deutsche Männergesangsvereine.

 

Sie säh´n es gern, ich würde kirre
Worte: Robert Eduard Prutz, 1844; Weise: „True love knows no season“ (Norman Blake)

“Sie säh’n es gern, ich würde kirre” bezeugt die konsequente Haltung des Stettiner Vormärzdichters und Linkshegelianers Robert Eduard Prutz, der sich – ähnlich wie manch andere, de facto aber zu wenige Dichterkollegen – auch nach dem endgültigen Scheitern der Revolution von 1848/49 nicht der Reaktion beugte und sich seine demokratischen Überzeugungen eben nicht „abkaufen“ ließ. Von 1849 bis 1859 war er außerordentlicher Professor für Literatur in Halle, gab diese Lehrtätigkeit wegen der reaktionären Entwicklung an dieser Universität auf und zog sich in seine Geburtsstadt Stettin zurück, wo er publizistisch tätig war und zum Vater des modernen Journalismus wurde, bis er 1872 an den Folgen eines Schlaganfalles verschied.

 

De oide Kath & Mir san de braven Bayern
Worte: Clemens M. Peters, 1986; Weise: Fuchsmühler Holzschlacht, Lied des 6. Infanterierregiments zu Amberg/Oberpfalz)

Die Auseinandersetzungen um die in den 1980er Jahren im oberpfälzischen Wackersdorf geplante und in Angriff genommene Wiederaufbereitungsanlage beschäftigte auch „ANONYM“.  Clemens M. Peters unterlegte von daher 1986 dem alten Lied „Fuchsmühler Holzschlacht“ einen neuen Text, der sich kritisch mit der WAA und dem geplanten Rhein-Main-Donaukanal auseinandersetzte.
Eingeleitet wird das Lied dabei von dem traditionellen Zwiefachen „Die oide Kath“.

 

Kein schöner Land in dieser Zeit
Worte und Weise: Clemens M. Peters, 1985 nach Anton Wilhelm von Zuccalmaglio, um 1840

„Anonym“ hat sich dieses „Evergreens“ der Mitte der 1850er Jahre und populären „Volkslieds“ bedient, das eigentlich eine Umformung der alten Weisen „Ade mein Schatz, und ich muss fort“ und „Ich kann und mag nimmer fröhlich sein“ darstellt. Dabei haben die Musiker das Lied zunächst in Moll angelegt, um damit ihrer skeptisch-pessimistischen Haltung in Bezug auf die gegenwärtigen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen während der 1980er Jahre Ausdruck zu verleihen. So geht der Text zunächst auf das damalige Waldsterben ein, woraufhin in der zweiten Strophe Kapitalismuskritik geübt und in der dritten Strophe die deutsche Untertanenmentalität angeprangert wird.

 

Frei sein, beinander bleiben
Worte: Clemens, M. Peters, 1986; Weise: nach dem alpenländischen Lied „Fein sein, beinander bleiben“

Die „Anonymer“ leiten dieses Solidaritäts- und Aufmunterungslied – übrigens eine Liveaufnahme von einem „Widerhall“_Festival in Regensburg Mitte der 1980er Jahre – zunächst mit einem Blues ein, bevor sie dann im Verbund mit Georg und Claudia Balling von der „Regensburger Bordunmusik“ (Böhmischer Dudelsack und Drehleier) ihre Version des Liedes vorstellen und ihren Aufruf zu Widerstandsbereitschaft tätigen.

 

In Vorbereitung:

Entlaubet ist der Walde
Georg Forster

Hintergrund ist das „Waldsterben“.
Eines der schönsten deutschen Liebeslieder aus den „Frischen teutschen Liedlein“, einer fünfteiligen Liedsammlung, die 1539–1556 von dem Arzt, Komponisten und Liedersammler Georg Forster herausgegeben wurde.  Dieses Lied, das „Anonym“ zuerst von den Kollegen und Freunden von „Liederjan“ gehört hatte, macht Reklame für einen Liebeswerber, der seine Konkurrenten bei den Bemühungen um die geliebte Frau in Misskredit zu bringen und abzuqualifizieren trachtet. In der Interpretation von „Anonym“ geriet das Lied dabei zu einer echten Parodie.

 

Robes, Modes
Worte: Clemens M. Peters ; Weise: Moe Jaffe und Nat Bonx 1923
Das Lied erschien 1925 unter dem Titel “Robes-Modes” im Wiener Bohème-Verlag Wien-Berlin (W. B. V. 689). Clemens M. Peters hat das Lied auf die bundesrepublikanischen und heimatlichen Verhältnisse von „Anonym“ in den 1980er Jahren hin aktualisiert.