Die Autoren von „Auf den Spuren der Söhne der Großen Bärin“, der Kulturwissenschaftler Uli Otto und der 18-jährige Gymnasiast Till Otto – das Manuskript entstand in den letzten Jahren im Verlaufe eines gemeinsamen „Indianer-Projektes“ – haben es sich zum Ziel gesetzt, mit ihrer Untersuchung den historischen Hintergrund des 6-bändigen Indianer-Epos der Ostberliner Autorin Liselotte Welskopf-Henrich – inzwischen der Klassiker der deutschen Indianerliteratur – zu erhellen und einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen, da die Bücher von Welskopf-Henrich ihrer Meinung nach eine eingehendere und gründlichere Untersuchung und vor allem Würdigung durchaus verdient haben. Anders als die Bücher des wohl immer noch bekannteren und populäreren Karl May, bei dessen Geschichten es sich vorwiegend um eine Art, dabei manchmal durchaus nicht unproblematischer. „Märchenliteratur“ handelt, spiegeln die Werken von Liselotte Welskopf-Henrich akribisch den historischen Hintergrund des Untergangs der nordamerikanischen Prärieindianer in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts – und hier insbesondere der Sioux – wider. Die Historikerin Liselotte Welskopf-Henrich weiß genau wovon sie schreibt, zumal sie in den 1960er und 1970er Jahren einige Zeit in der Dakota-Reservation in Pine Ridge sowie in der Hopi/Navajo-Reservation in Arizona/New Mexiko verbracht hat. Außerdem zeichnet sie in ihren Büchern weder ein Bild des edlen Wilden auf der einen noch des blutrünstigen Indianers auf der anderen Seite, liefert zudem keine Schwarzweißmalereien und vermeidet zudem karikaturhafte Überzeichnungen ihrer dargestellten Charaktere, wie diese etwa bei den Karl Mayschen Helden durchaus die Norm waren. Ihre Handlungsträger sind echte Menschen mit all ihren Stärken und Schwächen, die zudem – betrachtet man etwa die Hauptperson der Romane – durchaus eine Entwicklung durchmachen. Auch vertritt Liselotte Welskopf konsequent ein humanistisches und völkerverbindendes Weltbild, das sich bei Karl May allenfalls in Ansätzen – etwa in seinem Spätwerk – findet. Gleichwohl ist Liselotte Welskopf-Henrich, obschon ihre Bücher auch heute noch auf dem Buchmarkt zu finden sind, immer noch eine weitgehend Unbekannte, dies etwa ebenfalls im Gegensatz zu dem bereits erwähnten Karl May, über den nur zu viele Bücher und Artikel veröffentlicht wurden.